Post-Editing - Mehr Qualität für Maschinelle Übersetzung

Bis vor ein paar Jahren war maschinelle Übersetzung (MÜ) noch ein Nischenprodukt. Allerdings wird MÜ von Unternehmen zunehmend in den Übersetzungsprozess aufgenommen, um schneller und kostengünstiger Übersetzungen anfertigen zu lassen. Da bei maschinellen Übersetzungen allerdings noch immer Fehler produziert werden, ist die Nachbearbeitung in Form eines Post-Editings in den meisten Szenarien unabdingbar.

In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die verschiedenen Arten von Post-Editing und deren Unterschiede. Wir erklären, wie man diese erfolgreich in den Übersetzungsprozess integrieren kann.

Der volle Mehrwert maschineller Übersetzung ergibt sich erst aus der Kombination mit Post-Editing zur Verbesserung der Qualität.

Was genau ist Post-Editing?

Zuständig für Post-Editings sind in den meisten Fällen Übersetzer bzw. Post-Editoren, die sich auf diese Dienstleistung spezialisiert und entsprechende Weiterbildungen gemacht haben. Die Kompetenzen von Post-Editorn sind in der relativ neuen Norm ISO 18587 aufgeführt. Diese umfassen unter anderem:

  • Übersetzungserfahrung
  • Linguistische Fähigkeiten sowohl in der Ausgangs- als auch in der Zielsprache
  • Kulturelle und technische Kompetenz
  • Kenntnisse des entsprechenden Fachbereichs

Typische Fehler maschineller Übersetzungssysteme

Je nach System sind die Fehler, die bei maschinellen Übersetzungen anfallen, unterschiedlich. Die älteren regelbasierten Systeme erzeugten sehr abgehackte Übersetzungen mit schlechter Satzstellung. Die etwas moderneren statistischen Systeme produzieren wiederum häufig unvollständige Übersetzungen und grammatikalisch inkorrekte Sätze. Last but not least muss man heutzutage bei der neuronalen maschinellen Übersetzung vermehrt auf den Inhalt achten. Die Systeme produzieren ausgesprochen flüssige Texte fast ohne Rechtschreib- und Grammatikfehler, was dazu führt, dass inhaltliche Fehler (vor allem terminologische) schneller übersehen werden.

Unabhängig vom eingesetzten System ist die Durchführung eines Post-Editings bis auf wenige Use-Cases immer empfehlenswert. Je nach Anforderung an den Zieltext ist es zum Beispiel bei Übersetzungen zu Testzwecken oder einfachen kurzen Social Media-Beiträgen nicht zwingend notwendig. Generell wird zwischen Light- und Full-Post-Editing unterschieden.

Die Unterschiede zwischen Light- und Full-Post-Editing

Je nach Einsatzbereich der Inhalte muss der übersetzte Text verschiedene Kriterien erfüllen. Wird er nur für einen allgemeinen Überblick benötigt (gisting) oder soll die Übersetzung veröffentlicht werden? Basierend auf den Anforderungen und dem Budget kann entweder ein Light- oder ein Full-Post-Editing durchgeführt werden. Beim Light-Post-Editing werden nur grobe Fehler korrigiert. Beim Full-Post-Editing sollte die Übersetzung im Anschluss (fast) nicht mehr von einer humanen Übersetzung zu unterscheiden sein. TAUS hat eine Reihe von Richtlinien für die zwei verschiedenen Arten von Post-Editing aufgestellt:

Light-Post-Editing

  • Wenn notwendig, Informationen löschen oder ergänzen.
  • Semantische Fehler in der Übersetzung korrigieren.
  • Rohübersetzung so oft wie möglich übernehmen.
  • Rechtschreibfehler korrigieren.
  • Anstößige und unpassende Inhalte überarbeiten.
  • Satzstruktur nur dann ändern, wenn sie das Satzverständnis beeinträchtigt.
  • Keine stilistischen Anpassungen vornehmen.

Full-Post-Editing

  • Wenn notwendig, Informationen löschen oder ergänzen.
  • Anstößige und unpassende Inhalte überarbeiten.
  • Sätze grammatikalisch, syntaktisch und semantisch anpassen.
  • Firmenterminologie verwenden.
  • Rohübersetzung so oft wie möglich übernehmen.
  • Fehler in der Rechtschreibung, bei Satzzeichen und Silbentrennung korrigieren.
  • Formatierung an die des Quelltexts anpassen.

Individualisierte MÜ-Engine für bessere Rohübersetzungen

Denken Sie daran, dass die Qualität der Rohübersetzung die Entscheidung beeinflussen kann, welche Art von Post-Editing benötigt wird. Wenn die Rohübersetzung schon sehr gut ist, kann mitunter ein Light-Post-Editing ausreichen, um eine qualitativ hochwertige Übersetzung zu erhalten.

Wenn in Ihrem Bereich hochwertige Übersetzungen ein Muss sind, Sie aber trotzdem maschinell übersetzen möchten, kann eine individualisierte Engine die Lösung sein. Wie es der Name schon verrät, sind das maschinelle Übersetzungs-Systeme, die mit individuellen Daten des Kunden trainiert wurden und somit bessere Rohübersetzungen liefern. Mehr Information dazu finden Sie im Artikel „Maschinelle Übersetzung für Unternehmen“.

Pre-Editing für bessere Ausgangstexte

Die Qualität der maschinellen Übersetzung hängt auch stark vom Ausgangstext ab. Wenn dieser viele Fehler enthält oder die Sätze verschachtelt sind, tut sich die MÜ schwer damit. Hingegen punktet sie bei standardisierten, kurzen Sätzen mit sachlichem Inhalt, z. B. Texte aus dem geschäftlichen Umfeld, Betriebs- und Bedienungsanleitungen, Berichte usw.

Um die Qualität der Rohübersetzung zu erhöhen, kann deswegen ein Pre-Editing sinnvoll sein. Die Nachbearbeitung wird dadurch einfacher und verkürzt.

Wie Post-Editing erfolgreich in den Übersetzungsprozess integriert wird

Um Post-Editing mit in den Übersetzungsprozess aufzunehmen, ist an erster Stelle die Implementierung der maschinellen Übersetzungs-Engine erforderlich. Dies funktioniert am besten in Kombination mit einem Translation-Management-System. In diesem kann nämlich die gewünschte Engine (DeepL, SYSTRAN, Textshuttle, PROMPT, KantanMT, Google Translate etc.) per API angeschlossen werden. Im Anschluss wird damit eine Vorübersetzung erstellt, die im nächsten Arbeitsschritt post-editiert wird.

Der klare Vorteil davon ist, dass der Post-Editor Zugang zu allen relevanten Inhalten des Translation-Management-Systems hat. Die wichtigsten sind die Terminologiedatenbank, das Translation Memory und das Qualitätssicherungsmodul. Warum?

Diese drei Komponenten des TMS sind ausschlaggebend für ein effizientes Post-Editing, bei dem sich bekanntermaßen alles um die Geschwindigkeit dreht (Post-Editoren bearbeiten täglich ca. 7.000 Wörter).

  • Eine gut gepflegte Terminologiedatenbank erleichtert den Post-Editoren die Entscheidung, welche Begriffe sie benutzen sollen. Insbesondere generische Engines sind bei Fachwörtern fehleranfällig, weshalb die Terminologiedatenbank Gold wert ist. Für Auftraggeber wird so die Nutzung der Unternehmensterminologie unterstützt.
  • Ein gefülltes Translation Memory sorgt für konsistente Übersetzungen, da alle Sätze bidirektional abgespeichert und in Folgeprojekten „recycelt“ werden können. Somit müssen Post-Editoren im Idealfall weniger Segmente anpassen.
  • Das Qualitätssicherungsmodul findet automatisiert Fehler in den Übersetzungen und klassifiziert diese nach Kategorien. Post-Editoren haben damit ein effektives Tool, um Fehler schnell zu finden und zu korrigieren.

Maschinelle Übersetzung in Kombination mit Translation-Management-Systemen

Theoretisch brauchen Unternehmen kein Translation- Management-System, um maschinelle Übersetzung einzusetzen. Die Texte können mit der ausgewählten Engine maschinell übersetzt und im Anschluss manuell (z. B. per E-Mail) an die Post-Editoren geschickt werden. Diese Vorgehensweise hat allerdings einige Nachteile.

Ein großer Faktor ist die 

Datensicherheit

, da mitunter interne Unternehmensdaten ungeschützt verarbeitet werden. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Effizienz während des Post-Editings. Wenn die Post-Editoren keinen Zugriff auf die entsprechenden technologischen Funktionen haben (Terminologiedatenbank, Qualitätssicherungsmodul oder Translation Memory), dauert das Post-Editing länger und ist aufwändiger. Denn ohne Translation-Management-System kann nicht sichergestellt werden, dass z. B. bereits übersetzte Sätze übernommen werden oder dass die Firmenterminologie benutzt wird.

Einer der größten Vorteile der Kombination von maschineller Übersetzung und Post-Editing im Translation-Management-System ist die Qualitätssicherung. Im System sind zentral Qualitätskriterien integriert, die Sie z. B. mit Hilfe von regulären Ausdrucken gezielt für Ihren individuellen Anwendungsfall definieren können. Somit können Sie immer die Nutzung der aktuellen Terminologie ermöglichen und die Prozesse automatisieren. Das Ergebnis: schnellere maschinelle Übersetzung, schnellere Nachbearbeitung, niedrigere Kosten und eine höhere Textqualität.

Überlegen Sie sich deshalb im Vorfeld sehr gut und lassen Sie sich beraten, wie Sie die Technologien am effizientesten einsetzen und gegebenenfalls 

kombinieren 

können.

Fazit

Maschinelle Übersetzung steckt nicht mehr in den Kinderschuhen. Sie wird zwar die Humanübersetzung nicht so schnell ersetzen, ist jedoch für einige Szenarien eine gute Alternative, um Zeit und Geld zu sparen. Allerdings können die maschinell erstellten Übersetzungen in den seltensten Fällen „roh“ benutzt werden.

Das Post-Editing ist eine gute Lösung, um die Vorteile von maschineller Übersetzung auszuschöpfen und gleichzeitig einen vordefinierten Qualitätsstandard aufrechtzuerhalten. Ob Light- oder Full-Post-Editing benötigt wird, hängt von verschiedenen Kriterien ab, die im Unternehmen im Vorfeld untersucht werden müssen. Maschinelle Übersetzung und Post-Editing lohnen sich am meisten in Kombination mit einem Translation-Management-System. Damit werden Post-Editoren wichtige Komponenten zur Verfügung gestellt, die ihre Arbeit erleichtern. Außerdem kann das auftraggebende Unternehmen damit sicherstellen, dass die Datenschutzanforderungen erfüllt werden.