Fünf Trends im Markt für Übersetzungsmanagement

Was gibt es Neues aus der Welt der Übersetzung?

Flurina Schwendimann (freiberufliche Übersetzerin)

Die Übersetzungsbranche wächst rasant, und zwar aus mehreren Gründen: Mit der Internationalisierung und der Zunahme des E-Commerce und der digitalen Medien steigt die Nachfrage nach mehrsprachigen Inhalten, um globale Zielgruppen zu erreichen und den Wiedererkennungswert von Marken zu steigern. Aber auch die Kundenpräferenzen sind im Wandel: Sie wünschen sich zunehmend personalisierte und lokalisierte Erlebnisse.

Außerdem hat die Entwicklung von künstlicher Intelligenz und maschineller Übersetzung die Übersetzungsbranche revolutioniert und macht es einfacher und kostengünstiger, übersetzte Inhalte zu erstellen.

Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen die Unternehmen zunehmend auf Technologie setzen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Anbieter von Software für das Übersetzungsmanagement innovieren und ihre Produkte an die neuen Gegebenheiten anpassen müssen.

Im Folgenden stellen wir fünf Trends im Markt für Übersetzungsmanagement vor, die entweder bereits Fuß gefasst haben oder in Zukunft (weiter-) entwickelt werden müssen, damit Unternehmen Ihre Kunden optimal bedienen können.

Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und maschinelle Übersetzung

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen wird in Zukunft im Bereich Übersetzungsmanagement immer häufiger eingesetzt und dabei helfen, manuelle Prozesse bei der Übersetzung und Lokalisierung zu optimieren und zu automatisieren. Dies reicht von der automatischen Spracherkennung und neuronalen maschinellen Übersetzung bis hin zu komplexen Tools für das Post-Editing und die Qualitätssicherung.

Die maschinellen Übersetzungssysteme haben sich bereits in den letzten Jahren erheblich verbessert: Sie können schon jetzt Übersetzungen anfertigen, die weniger Post-Editing benötigen, um veröffentlichungsreif zu sein.

Apropos Post-Editing: KI-gestützte Tools können den Übersetzern helfen, die Qualität der maschinell erstellten Übersetzungen zu verbessern, indem sie automatisch Änderungen und Korrekturen vorschlagen, die auf konkreten sprachlichen Präferenzen und Stilvorgaben basieren.

Cloudbasierte Translation-Management-Systeme

Cloudbasierte Translation-Management-Systeme werden immer populärer, da sie Optionen für das Management umfangreicher Übersetzungsprojekte bieten. Mit cloudbasierten Lösungen können Unternehmen von überall aus auf ihre Übersetzungsprojekte zugreifen und in Echtzeit mit Remote-Teams zusammenarbeiten.

Einer der wichtigsten Vorteile von cloudbasierten Translation-Management-Systemen (TMS) ist ihre Skalierbarkeit. Unternehmen können bei Bedarf ihre Übersetzungskapazität in Form von Lizenzen problemlos erhöhen oder verringern, ohne in zusätzliche Hardware oder Software investieren zu müssen. Dies macht sie ideal für schnell wachsende Organisationen oder Unternehmen mit schwankendem Übersetzungsbedarf, z. B. bei saisonbedingten Auftragsspitzen.

Ein weiterer Vorteil von cloudbasierten Lösungen ist ihre Flexibilität. Mit cloudbasierten TMS können Unternehmen ihre Übersetzungsworkflows und -prozesse einfach an ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen, ohne sich um die IT-Infrastruktur kümmern zu müssen. Dadurch können sie schnell auf Veränderungen auf dem Markt reagieren und wettbewerbsfähig bleiben.

Und schließlich sind cloudbasierte TMS im Vergleich zu herkömmlichen On-Premise-Lösungen kostengünstig. Das liegt daran, dass Unternehmen keine hohen Investitionskosten aufbringen müssen und dass sie (wie bereits erwähnt) ihre Übersetzungskapazität je nach Bedarf problemlos skalieren können, was die Kosten für ungenutzte Ressourcen reduziert.

Verstärkter Fokus auf Lokalisierung

Mit der zunehmenden Internationalisierung haben Organisationen erkannt, wie wichtig lokalisierte Inhalte sind, um ihre Zielgruppen anzusprechen. Dies führt dazu, dass sich die Übersetzungsbranche immer mehr auf die Lokalisierung konzentriert, wobei der Schwerpunkt auf der Anpassung von Inhalten an lokale kulturelle und sprachliche Besonderheiten liegt.

Lokalisierung umfasst viel mehr als nur die Übersetzung von Text. Sie umfasst auch die Anpassung von Bildern, Grafiken, Audio- und Videoinhalten an lokale kulturelle und sprachliche Besonderheiten sowie die Berücksichtigung von lokalen Gesetzen und Vorschriften. Auf diese Weise können Unternehmen Inhalte erstellen, die für die lokale Zielgruppe relevant sind und sie stärker ansprechen.

Darüber hinaus wird immer mehr Wert darauf gelegt, die Lokalisierungsprozesse schlanker zu gestalten. Anbieter von TMS werden auf diese Nachfrage reagieren müssen, indem sie Lösungen für die Abwicklung des gesamten Lokalisierungsprozesses anbieten. Dies hilft Unternehmen, Zeit und Ressourcen zu sparen und die Konsistenz und Qualität ihrer lokalisierten Inhalte zu verbessern.

Integration mit Content-Management-Systemen

Die Übersetzung von Websites ist für eine erfolgreiche Internationalisierung unerlässlich. In der Praxis ist das Unterfangen jedoch oft mit viel manuellem Aufwand verbunden. Insbesondere die Textextraktion für die nachfolgende Übersetzung kann mühselig und fehleranfällig sein.

Deswegen werden Translation-Management-Systeme zunehmend mit Content-Management-Systemen (CMS) integriert, um eine nahtlose Verwaltung von mehrsprachigen Inhalten zu ermöglichen. Dank dieser Integration können Unternehmen ihre Inhalte, Terminologiedatenbanken und Translation Memorys an einem Ort verwalten.

So können sie beispielsweise CMS-Plugins oder APIs einsetzen, um Inhalte zur Übersetzung automatisch an ihr Translation-Management-System zu senden. Die übersetzten Inhalte können dann automatisch in das CMS zurückgespielt werden, wo sie veröffentlicht oder überprüft werden können. Auf diese Weise werden manuelle Schritte vermieden und das Risiko von Fehlern verringert.

Bedarf an Video- und Audioübersetzungen

Da Video- und Audioinhalte immer beliebter werden, steigt die Nachfrage nach Übersetzungs- und Lokalisierungsdiensten für diese Art von Inhalten. Die Produktion hochwertiger Video- und Audioinhalte in mehreren Sprachen kann jedoch zeitaufwendig, teuer und herausfordernd sein.

Denn es geht dabei nicht nur um die Übersetzung von Text, sondern auch um die Synchronisierung des übersetzten Inhalts mit den ursprünglichen Audio- und Bildelementen. Dies erfordert nicht nur sprachliches Fachwissen, sondern auch technische Fähigkeiten. Derzeit braucht es für die Lokalisierung von Video- und Audioinhalte noch eine Vielzahl von Tools verschiedener Anbieter.

Deswegen müssen Translation-Management-Systeme zukünftig auch den Fokus auf Tools für die Übersetzung von Video- und Audioinhalten legen, darunter Module zur Transkription, Untertitelung und Synchronisation. Sie müssen Unternehmen ermöglichen, eine breitere Zielgruppe zu erreichen und das Engagement zu erhöhen.

Fazit

Der Markt für Übersetzungsmanagement befindet sich im Umbruch, angetrieben durch die steigende Nachfrage nach mehrsprachigen Inhalten in einer globalisierten Welt. Die fünf wichtigsten Trends werden Unternehmen dabei helfen, die Effizienz und Qualität ihrer Prozesse für mehrsprachige Inhalte zu verbessern. Diese Trends schaffen auch neue Möglichkeiten für Unternehmen, ihre Zielgruppen in lokalen Märkten anzusprechen und ihre Reichweite auf internationalen Märkten zu vergrößern. Da die Nachfrage nach Übersetzungen weiter zunimmt, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese und andere Trends auch in den kommenden Jahren den Markt kräftig aufmischen werden.